Wenn dein Nervensystem auf Daueralarm läuft – und du denkst, du wärst einfach nur „on fire“
- Svenja

- 4. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Wie sich ein übersteuertes Nervensystem in all seiner Vielfalt zeigen kann, warum wir oft glauben, einfach nur „voll im Flow“ zu sein – und wie du dich sanft aus dem Dauer-Alarmzustand zurück in echte innere Ruhe führst.
Kennst du das Gefühl, ständig „an“ zu sein?
Voller Energie, Ideen, Tatendrang – und doch tief im Inneren irgendwie leer, gereizt oder ruhelos?
Das kann der stille Schrei eines überreizten Nervensystems sein. Es flüstert nicht immer mit Müdigkeit oder Erschöpfung – manchmal brennt es hell, zu hell.

Ein Nervensystem auf Hochtouren
Unser Nervensystem ist wie eine fein gestimmte Geige – sensibel, reaktionsfreudig, lebendig. Doch Dauerstress, Druck und Reizüberflutung bringen die Saiten zum Zittern. Was früher als kurze Aktivierung gedacht war – zum Beispiel um Gefahren zu erkennen oder Leistung zu bringen – wird plötzlich zum Dauerzustand.
Wir nennen das: Daueralarm.
Und dieser Zustand fühlt sich am Anfang gar nicht schlecht an. Wir sind wach, kreativ, präsent – „on fire“. Doch innerlich läuft ein biologischer Ausnahmezustand. Cortisol und Adrenalin regieren den Körper. Der Parasympathikus – unser Ruhe-Nerv – hat kaum noch eine Chance.
So zeigt sich ein übersteuertes Nervensystem

Ein überreiztes Nervensystem hat viele Gesichter. Manche spüren Panik, andere einfach nur Druck. Und manche merken es kaum – bis der Körper nicht mehr mitspielt.
Typische Anzeichen sind:
Schlafprobleme – entweder du kannst nicht einschlafen, wachst in der Nacht auf oder du kriegst nie genug Schlaf, egal wie viele Stunden du im Bett liegst.
Gedankenkreisen, Grübeln, Zukunftsangst.
Körperliche Symptome wie Kopfdruck, innere Unruhe, Verspannungen oder Herzklopfen.
Reizbarkeit, Wutausbrüche, das Gefühl, ständig kurz vorm Überkochen zu sein.
Übermäßiger Koffein-, Alkohol- oder Zuckerkonsum – als Ventil oder Belohnung.
Das Bedürfnis nach Dauer-Input: Scrollen, Shoppen, Nachrichten, Serien, „nur noch ein Reel“..
Wenn das „On Fire“ zur Falle wird
Wir verwechseln oft Dauerstress mit Lebendigkeit. Dieses Gefühl, produktiv zu sein, gebraucht zu werden, alles im Griff zu haben – es fühlt sich mächtig an. Doch unser Körper bezahlt still den Preis.
Das Belohnungssystem spielt dabei eine große Rolle: Jede erledigte Aufgabe, jede neue Nachricht, jeder Like oder Kauf schüttet Dopamin aus. Kurz fühlen wir uns gut – doch das System verlangt mehr. Wir sind nicht faul oder schwach – wir sind schlicht neurobiologisch im Alarm-Modus.
Die unterschätzten Trigger im Alltag
Verkehr & Aufregung: Der ständige Ärger im Straßenverkehr oder das Gefühl, immer gegen etwas anzukämpfen, hält das Stresslevel hoch.
Arbeit & Multitasking: Zwischen Terminen, Nachrichten und Erwartungen bleibt keine echte Pause mehr.
Schlafmangel & Überforderung: Wenn der Körper nie richtig abschaltet, reicht kein Wochenende, kein Powernap der Welt.
Belohnung durch Konsum: Alkohol, Shoppen, Scrollen – alles kleine Versuche, kurz Ruhe zu finden. Nur: sie füttern das Feuer.
Nachrichten & Weltgeschehen – das unterschätzte Dopamin-Drama
Unser Nervensystem funktioniert über Hormone. Je mehr wir einen Reiz „anfüttern“, desto stärker reagiert das System. Nachrichten, Social Media und Dauer-News aktivieren die Ausschüttung von Cortisol – das Stresshormon.
Gleichzeitig versorgt uns das ständige Scrollen mit Dopamin – dem Kick-Hormon.
Das Problem: Wir werden süchtig nach Bad News, nach dem nächsten Update, nach Drama.
Vor allem Männer reagieren durch ihre Biochemie noch sensibler auf Dopamin – was sie oft tiefer in diesen Kreislauf zieht. So bleibt unser Körper im Dauer-Feuer – auch dann, wenn wir längst auf der Couch sitzen.
Wege zurück in die Regulation
Es ist möglich, dieses System zu beruhigen. Nicht durch radikalen Verzicht – sondern durch bewusste, sanfte Schritte.
Das hilft wirklich:
Atemarbeit: Tiefe, bewusste Atemzüge signalisieren Sicherheit an dein Nervensystem.
Natur & Bewegung: Wald, Sonne, Erde – sie wirken wie eine biologische Reset-Taste.
Bildschirm-Pausen: Ein paar Stunden ohne Input verändern sofort dein inneres Tempo.
Körperwahrnehmung: Spür dich wieder. Tanzen, Stretching, Yoga – Hauptsache, du kommst zurück in den Körper.
Nähe & echte Verbindung: Ein ehrliches Gespräch, eine Umarmung – sie aktivieren das Ruhe-System stärker als jede Meditation.
Dein Nervensystem will nicht weniger – es will sicher sein
Es geht nicht darum, weniger zu leisten oder still zu werden. Es geht darum, dass dein System sich wieder sicher fühlen darf. Denn erst dann entsteht echte Energie – kein künstliches Feuer, sondern ein warmes, tragendes Licht.
*** Wir sind Giulia und Svenja, Heilpraktikerinnen für Psychotherapie & Hypnose-Coaches.
Wir begleiten Menschen dabei, wieder in ihre innere Balance zu finden – raus aus dem Dauer-Feuer, rein in echte Lebendigkeit.
Wie geht es dir und deinem Nervensystem? Schreib es uns gern in die Kommentare. Du hast einen guten Tipp zur Regulation? Wir freuen uns, wenn du diesen mit uns teilst.















Ganz toll und verständlich geschrieben. Da habe ich direkt mal eine Atemübung gemacht. 🥰