Kannst du dir ein Leben ohne Gefühle vorstellen? An manchen Tagen denkst du dir bestimmt, na klar, ich habe keine Lust mehr auf diese trübselige Stimmung. Aber dann wären ja auch alle schönen Gefühle, wie zum Beispiel die Freude weg.
Wir brauchen die Gefühle, wie die Luft zum Atmen. Ansonsten wären wir nur Maschinen oder Puppen. Wie bereits Walt Disney mit dem Film Pinocchio so schön darstellte, wünschte sich Pinocchio nichts mehr auf der Welt, als ein Mensch zu sein, mit all den Gefühlen.
Gefühle sind eine schnelllebige Angelegenheit. Sie wechseln alle 40 Sekunden. Nur die Trauer bleibt länger.

IM WECHSELBAD DER GEFÜHLE
Gerade zu dieser Jahreszeit wechseln die Gefühle sehr schnell. Viele leiden unter dem Winterblues oder dem Neujahrsblues. Zudem begleitet uns weiterhin die Pandemie.
Die Tage vor und nach Silvester sind eine Zeit der großen Gefühle. Es beginnt bereits mit der Weihnachtszeit und der damit meist verbundenen Zusammenkunft der Familie. Die ungewohnte Nähe, die diese Zeit mit sich bringt und die durch die Pandemie sehr häufig so nicht möglich war. Die unterschiedlichen Vorstellungen und großen Hoffnungen, die daran geknüpft sind, führen oft zu Enttäuschungen und Konflikten.
An diesen Tagen wird die Zeit spürbar langsamer. Der ein oder andere blickt auf das vergangene Jahr zurück und zieht sein Resümee. Bin ich zufrieden mit dem Jahr oder eher nicht? Was habe ich geschafft? Woran kann ich noch arbeiten? Habe ich meine Möglichkeiten alle ausgeschöpft, habe ich Chancen vertan?
DIE NEGATIVEN GEFÜHLE WIEGEN SCHWERER
Die negativen Erlebnisse sind im Gedächtnis viel fester verankert als die Positiven. Daher erinnert man sich auch eher an das, was einen beeinträchtigt und traurig gemacht hat. Die Enttäuschung über sich selbst schlägt auf die Stimmung.
Durch die Pandemie haben wir einen weiteren Faktor, der unsere Stimmung beeinflusst. Genau in dieser schon schwierigen Situation kommen sie vehementer und intensiver denn je – unsere Gefühle. Und das ist gut so. Denn wir brauchen unsere Gefühle.
Durch die wenig vorhersagbare und bedrohliche Situation, sind wir eingeschränkt in unserem Handeln und Tun. Die Anlässe häufen sich, um darauf mit Gefühlen zu reagieren. Teilweise sind diese nur schwer auszuhalten. Manche Menschen haben Angst vor einer Infektion, manche fühlen sich hilflos und oder machtlos, andere wiederum haben mit Einsamkeit zu kämpfen oder werden wütend aufgrund der aktuellen Lage. Existenzen sind bedroht und so vieles mehr.
WARUM WIR UNSERE GEFÜHLE BRAUCHEN
Es ist eine sehr herausfordernde Mischung. Häufig ziehen negative Gefühle weitere negative Gefühle an. Verdrängung oder Ablenkung wäre hier nicht der beste Weg. Alle deine Gefühle möchte gehört und gesehen werden. Die angenehmen und die unangenehmen Gefühle. Spür einmal in dich hinein. Nimm dir einen Moment lang Zeit. Auch wenn du aktuell keine haben solltest, mache es für dich. Geh einmal in das Gefühl und spüre, wo du dies hast. In deiner Bauchgegend oder in deinem Brustkorb? Wie geht es dir wirklich, wenn du es spürst? Bist du traurig oder wütend? Kommen in dir Erinnerungen auf, welche vielleicht gelöst werden möchten? Hast du ein anderes Bedürfnis, was erfüllt werden möchte?
Wenn du die positiven Gefühle wie, Freude, Liebe, Stolz oder Geborgenheit, empfindest, ist dies eine Signalfunktion und zeigt dir, dass dein emotionaler Tank gut gefüllt ist. Es geht dir also gut.
Empfindest du gerade negativen Gefühle wie Ärger, Angst oder Hilflosigkeit, wird deutlich, dass gerade etwas Wichtiges fehlt. Sie helfen uns dabei, nicht erfüllte Bedürfnisse zu erkennen.
Fazit: Alle Gefühle sind richtig und wichtig. Es gibt keine guten oder schlechten Gefühle. Alle haben ihre Aufgabe und ihren Sinn. Dir wird aufgezeigt, ob dir etwas fehlt oder du etwas Erfüllendes wiederholen kannst.
WAS DIR UNANGENEHME GEFÜHLE SAGEN
Wenn du die unangenehmen Gefühle momentan mehr als sonst erlebst, ist das verständlich und der Situation vollkommen angemessen. Solltest du diese allerdings über einen längeren Zeitraum spüren oder die schweren Gefühle zu oft oder zu heftig kommen und du dich dagegen wehrst, entsprechende Konsequenzen zu ziehen, wird es problematisch.
Angst, Wut, Einsamkeit und vor allem Ohnmacht sind oft nur schwer auszuhalten. Wenn du dich so fühlst, geht es dir schlecht. Und das eine ganze Weile. Weil niemand sich gerne dauerhaft schlecht fühlt, reagieren wir oft radikal und wollen die Gefühle „wegmachen“.
UNTERDRÜCKUNG IST KEINE LÖSUNG
Wir unterdrücken Gefühle oder lenken uns ab. Das kann sich durch ganz unterschiedliche Dinge äußern. Ablenkung durch viele verschiedene Unternehmungen, der Konsum von zu viel Alkohol oder anderen Drogen. Übermäßiges Essen oder Nicht-Essen ebenso wie zwanghaft Sport treiben zu müssen.
Für den Moment mag dies die richtige Lösung sein, allerdings hält das nicht lange an. Unterdrückte Gefühle wollen irgendwann an die Oberfläche. Die Gefühle gehören alle zu uns und kommen daher umso stärker zurück. Sie sind ein Teil von uns.
Nimm all deine Gefühle bewusst war und schenke ihnen die nötige Beachtung, ohne darin zu versinken. Da dies an manchen Tagen leichter gesagt ist als getan, haben wir dir ein paar Tipps zur Seite gestellt, wenn nichts klappen mag.
DER GEGENTEILSTAG UND SEINE WIRKUNG
Kennst du noch den Gegenteiltag aus deiner Kindheit?
Wir haben uns daraus früher einen Spaß gemacht und unsere Eltern einige Nerven gekostet. 😉 Was damals Spaß war, ist für dich und deine Gefühle Gold wert.
Entgegengesetzt handeln. Versuch genau das Gegenteil von dem zu machen, was dir dein Gefühl sagt. Ein Gefühl zeigt sich auf mehreren Ebenen, wie: Wahrnehmung, Gedanken, Körperreaktion und Handlungsimpuls. Umso mehr Aspekte hiervon aktiviert sind, desto stärker wird das Gefühl. Somit kannst du das Gefühl abschwächen, wenn du das Gegenteil machst.
Bist du zum Beispiel einsam, kannst du Folgendes machen:

ÜBERLISTE DEIN GEHIRN
Unser Gehirn unterscheidet nicht, ob wir uns zu etwas überwinden oder es aus Spaß machen. Es registriert lediglich das Tun und reagiert entsprechend.
Eine weitere Möglichkeit ist die ‚Radikale Akzeptanz‘. Der Schlüssel des Loslassens von belastenden Dingen, Situationen oder auch Menschen heißt ‚Radikale Akzeptanz‘.
Du akzeptierst eine Situation die du nicht ändern kannst. Es heißt nicht, Dinge gut zu heißen oder positiv umzudeuten. Es geht nur darum sich klar zu machen, dass es so ist wie es eben ist. Nicht mehr und nicht weniger. Du musst nicht alles akzeptieren, lediglich das was nicht veränderbar ist.
Fehlende Akzeptanz verstärkt das Negative, es macht aus Schmerz Leid. Auch wenn es sehr schwer ist, kannst du die radikale Akzeptanz lernen. Wie einen Muskel, welcher beim Training trainiert wird, kann auch die radikale Akzeptanz trainiert werden.
Bereits im Alltag gibt es viele Gelegenheiten, die du zum Trainieren nutzen kannst.
Die lange Schlange beim Bäcker am Sonntag.
Der Stau zum Feierabend.
Der verpasste Bus.
Nimm die Situation und deine Gefühle wahr, ohne zu reagieren und deinen Handlungsimpuls zu folgen. Betrachte deinen Impuls liebevoll und lerne ihn kennen. Trete einen Schritt vor deinem inneren Auge zurück und halte inne. Nimm deinen Schmerz wahr ohne dich in ihm mit deinen Gedanken und Gefühlen zu verlieren.
Die Situation ist so, wie sie ist, weil sie nicht anders sein kann. Sonst wäre sie anders. Indem wir eine Situation annehmen, wie sie ist, stellen wir uns dem Schmerz. Und schaffen zugleich die Voraussetzung dafür, dass er sich gesehen fühlt und sich wandeln kann.
Du hast ein Gefühl, du bist nicht das Gefühl.
Um deine Gefühle wahrzunehmen haben wir dir hier einen 7-Schritte-Plan erstellt. Versuch ihn gerne mal, wenn es alles zu viel wird 😉
DEIN 7-SCHRITTE-PLAN FÜR DEINE GEFÜHLE
Gefühle dürfen kommen und auch wieder gehen. Wie Wellen im Meer.

Liebe für dich.
Giulia ❤️🤍